Rückenschmerzen
Mehr als nur die Bandscheibe
Rückenschmerzen werden oft mit einem Bandscheibenvorfall in Verbindung gebracht, der operativ entfernt werden muss, um die Beschwerden zu beheben. Manche Patientinnen und Patienten berichten auch von “rausgesprungenen Wirbeln”, die dann wieder “eingerenkt” wurden.
Das klingt dramatisch, aber recht simpel. Tatsächlich ist Rückenschmerz jedoch ein äußerst komplexes Thema. In etwa 70 % der Fälle sind muskuläre Verspannungen die Hauptursache für Rückenschmerzen – selbst wenn bei einer Kernspin-Tomografie zusätzlich Verschleißerscheinungen oder Bandscheibenvorfälle entdeckt werden.
Akute Rückenschmerzen
Es gibt akute Rückenschmerzen, die sich oft mit einfachen Mitteln wie Wärme, kurzfristiger Einnahme entzündungshemmender Schmerzmittel, Massagen, Schwimmen oder Dehnübungen behandeln lassen. Häufig handelt es sich hierbei um einen Hexenschuss oder akute Muskelverspannungen. Der Hexenschuss (im Bereich der Halswirbelsäule auch als Schiefhals bekannt) ist eine plötzlich auftretende Verspannung der kleinen Muskeln zwischen den Wirbeln, die zu einer sogenannten Blockierung führen kann – einer eingeschränkten Beweglichkeit zweier Wirbel zueinander. Umgangssprachlich spricht man dann von “rausgesprungenen Wirbeln”. Wie Sie sehen, ist die Lage meist weniger dramatisch, als es zunächst klingt. Diese Beschwerden lassen sich in der Regel innerhalb weniger Tage bis Wochen beheben, insbesondere wenn die auslösenden Faktoren – wie beruflicher oder privater Stress, Trauer, Unzufriedenheit oder körperliche Überbelastung – angegangen werden.
Ein akuter Bandscheibenvorfall verursacht zusätzlich zum Rückenschmerz oft einschießende Schmerzen in Arme oder Beine (Nervenschmerzen) und kann mit neurologischen Ausfällen wie Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder Muskelschwäche (Lähmung) einhergehen. Schmerzen, die von Lähmungen oder unkontrollierbarem Urin- und Stuhlverlust begleitet werden, erfordern eine rasche ärztliche Abklärung. Dennoch ist eine Operation nicht immer notwendig. Solange keine gravierenden Lähmungen auftreten, kann zunächst eine konservative Behandlung mit intensiver Schmerztherapie erfolgen. Dazu zählen Krankengymnastik, Akupunktur, Schmerzmittel, Bewegungsübungen, Wärmeanwendungen und gegebenenfalls Rückenspritzen. Meist heilt ein akuter Bandscheibenvorfall mit diesen Maßnahmen innerhalb weniger Wochen weitgehend aus.
Chronische Rückenschmerzen
Weitaus schwieriger zu behandeln sind chronische oder chronifizierte Rückenschmerzen. Diese treten auf, wenn Schmerzen nicht ausreichend therapiert wurden oder aufgrund von Heilungshindernissen nicht abklingen konnten. Während die Ursache akuter Rückenschmerzen oft klar ersichtlich ist (z. B. Muskelverspannungen oder ein Bandscheibenvorfall), wirken bei chronischen Schmerzen viele Faktoren zusammen. Neben körperlichen Schädigungen, die in Bildgebungsverfahren wie Röntgen oder CT sichtbar sind, gibt es häufig auch deutliche Störungen im Bereich der Weichteile (z. B. Muskeln, Sehnen, Bänder und Gewebshäute), die den Schmerz aufrechterhalten und verstärken können. Zusätzlich kommen Fehlhaltungen, übermäßige Schonung, Bewegungsangst, stimmungsbedingte Schmerzverstärkungen und Frustrationserlebnisse hinzu. Mit der Zeit kann sich ein sogenanntes Schmerzgedächtnis entwickeln, das dazu führt, dass der Schmerz auch nach dem Abheilen der ursprünglichen Verletzung im zentralen Nervensystem gespeichert bleibt und weiterhin als belastend empfunden wird.
Chronische Rückenschmerzen resultieren daher aus einem Zusammenspiel von lokalen körperlichen Veränderungen und ganzheitlichen körperlichen, nervlichen sowie seelischen Störungen. Aus diesem Grund ist bei chronischen Schmerzen eine multimodale, idealerweise ganzheitliche Schmerztherapie notwendig.
Möglichkeiten zur Behandlung von Rückenschmerzen:
- Naturheilkundliche und konventionelle Schmerzmittel: Von Magnesiumchlorid und Freedom Patches bis hin zu Low Dose Naltrexon – individuell auf Ihre Beschwerden abgestimmt.
- Akupunktur und Sympathikustherapie: Wissenschaftlich belegt und äußerst erfolgreich in der Behandlung von Rückenschmerzen.
- Triggerpunktbehandlungen: Mit Bindegewebsmassage, Osteopathie/Chiropraktik, Akupunkturnadeln, Dehnübungen und Kinesio-Taping.
- Faszientherapie: Zur Lockerung verspannter Gewebshäute.
- Kinesio-Taping: Elastische Verbände entlasten schmerzende Segmente und lösen Verspannungen.
- Schröpfen oder Pneumatische Pulsationstherapie: Fördert die Lockerung von Verspannungen.
- Übungsprogramme: Lernen Sie Übungen kennen, die Ihren Rücken stärken und Schmerzen lindern.
- Entspannungsverfahren: Mit Hypnose, Yoga oder Achtsamkeitstraining können Schmerzen und Verspannungen gezielt reduziert werden.