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Stressdiagnostik

Einschätzung der Nebennierenfunktion

Die Funktion der Nebennieren lässt sich grundsätzlich gut über eine ausführliche Anamnese und einen standardisierten Fragebogen einschätzen. In unklaren Fällen kann eine zusätzliche Speichel-Analyse hilfreich sein. Die Nebennieren sind ein paarig angelegtes Organ, das kappenförmig oberhalb der Nieren liegt. Sie dienen unter anderem der Stressregulation des Körpers. Eine häufig vorkommende Erkrankung der Nebennieren ist die Nebennierenschwäche. Nebennierenschwäche gilt als Funktionsstörung, das heißt, das Organ selber ist an sich noch intakt. Dadurch ergeben sich verschiedene Schwierigkeiten in der Diagnostik und der Therapie. Zum Beispiel ist das Cortisol im Blut (im Gegensatz zur Nebenniereninsuffizienz, auch Morbus Addison genannt) noch normal. Im Speichel sind aber bereits Auffälligkeiten sichtbar. Kombiniert mit den unklaren Befindlichkeiten und den vielen verschiedenen Symptomen, wird das Problem häufig übersehen oder spät diagnostiziert. Die Nebenniere kann zwar noch, aber halt nicht mehr so richtig. Dieser Zustand kann über Jahre und Jahrzehnte bestehen bleiben und eine Vielzahl von Folgeerkrankungen begünstigen.

Ungleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung

Stress wegen Verspätung, Mann der von Stressdiagnostik profitieren könnte

Die meisten Beschwerden einer Nebennierenschwäche lassen sich direkt durch die Wirkung des Hormons Cortisol im Körper erklären. Es sorgt dafür, dass alle Systeme die fürs Kämpfen oder Flüchten benötigt werden (Sympathikus) auf Hochtouren laufen. Gleichzeitig wird alles in dem Moment unwichtige gedämpft. Solange es noch Säbelzahntiger gab, war das eine äußerst sinnvolle Reaktion unseres Körpers. Atmung, Blutdruck, Puls, Gehirndurchblutung, Aufmerksamkeit, Muskeln alles hoch aktiv. Der Blutzuckerspiegel wird erhöht, damit man nicht im falschen Moment schlapp macht. Gleichzeitig werden das Immunsystem, die Verdauung, die Sexualität und Erholung/Schlaf (Parasympathikus) gedrosselt.

Heutzutage haben wir meist keine lebensgefährlichen Situationen mehr im Alltag. Das weiß zwar unser Gehirn, unser Körper aber nicht. Die Stressbewältigung läuft noch genauso ab, wie vor zehntausenden von Jahren. Leider ist es da egal, ob wir von einem wilden Tier angegeriffen werden oder nur zu spät zu einem Termin sind, die Reaktion ist die gleiche. Wenn solche Situationen nur ab und an vorkommen, beruhigt sich der Körper wieder. Es herrscht ein stetiges Hin und Her zwischen Anspannung und Entspannung, Sympathikus und Parasympathikus. Zum Problem wird es, wenn wir unter Dauerstress leiden.
Die Nebennierenrinde ist nicht dafür gemacht, dauerhaft Höchstleistungen zu bringen. Andere Organe, z.B. die Muskulatur, werden durch höhere Beanspruchung leistungsfähiger. Die Nebenniere jedoch erschöpft sich, die Cortisolausschüttung nimmt ab und sinkt unter den Normbereich.

Folgen eines Cortisolmangels

Cortisol spielt eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel, deshalb kann es bei einem Cortisolmangel zu starker Erschöpfung kommen. Sinkt der Cortisolspiegel, kommt es zu Schwankungen im Blutzuckerhaushalt, wodurch Betroffene sich oft müde und schwach fühlen. Zusätzlich ist Cortisol entscheidend für den Schlaf-Wach-Rhythmus. Eine Dysbalance kann Schlafprobleme verursachen, sodass der Körper nicht ausreichend regenerieren kann, was die Erschöpfung weiter verstärkt.

In der Folge werden alle Systeme gestört, die eine normale Cortisolmenge benötigen. Da Cortisol dem Körper hilft, Entzündungen auf ein zuträgliches Maß zu begrenzen, ist es nicht erstaunlich, dass ein Cortisolmangel alle Arten von entzündlich-rheumatischen und allergischen Beschwerden verschlimmern kann.

Eine Nebennierenschwäche ist auch ein oft unerkannter Grund für eine Schilddrüsenunterfunktion. Solange die Nebenniere am Boden liegt, kann die Schilddrüse nicht optimal arbeiten. Chronischer Stress oder eine Nebennierenschwäche führen zu entweder dauerhaft erhöhten oder verringerten Cortisolspiegeln. Dies beeinflusst die Schilddrüsenfunktion, indem: Hohe Cortisolwerte die Umwandlung von Schilddrüsenhormon T4 (Thyroxin) in das aktive T3 (Triiodthyronin) hemmen. Gleichzeitig wird vermehrt reverses T3 (rT3) gebildet, eine inaktive Form, die den Stoffwechsel blockieren kann. Niedrige Cortisolwerte die Fähigkeit des Körpers verringern, Stress zu bewältigen, was die Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse (HPA-Achse) stört und die Freisetzung von Schilddrüsenhormonen reduziert. Umgekehrt heißt das aber auch, dass eine Schilddrüsenunterfunktion sich durch die Behandlung der Nebennierenschwäche wesentlich bessern oder sogar vollständig ausheilen kann.

Stadien der Nebennierenschwäche

1. Fight or Flight (Kampf oder Flucht): starker Stress mit erhöhtem Cortisolspiegel. Alles läuft auf Hochtouren. Man ist selten krank und nimmt eher zu.
2. Resistenz: abnehmender Cortisolspiegel, Tagesrhythmik ist nicht gegeben.
3. Erschöpfung: Cortisolspiegel erniedrigt, die Nebennierenrinde ist erschöpft. Man ist müde und kraftlos, kommt schlecht in die Gänge. Jetzt besteht auch eine Infektanfälligkeit.

Symptome einer Nebennierenschwäche

Frau mit gestörter Nebennierenfunktion, chronische Erschöpfung• Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Erschöpfung
• Mangelnde Belastbarkeit, Überforderung
• Infektanfälligkeit, chronische Entzündungen
Schmerzen
Allergien, Nahrungsmittelintoleranzen
• Hautkrankheiten, Ekzeme, Neurodermitis
• Schilddrüsenunterfunktion
• Potenzstörungen, verminderte Libido
• PMS, schmerzhafte Periode, Zyklusstörungen
Schlafstörungen
• 1. Stadium erhöhter Blutzucker, 3. Stadium erniedrigter Blutzucker
• Depressionen, Verstimmungszustände
• Magensäuremangel, Leaky Gut, Bauchbeschwerden
• Anfangs erhöhter Blutdruck, im 3. Stadium erniedrigter Blutdruck.